Gut abschneiden
Faszien durchziehen unser gesamtes Inneres und sind mit jedem Muskel, jedem Organ, jedem Knochen und jedem Gelenk verbunden. Sind die Faszien fit, schneidet man körperlich meist gut ab. Sind sie dagegen nicht in Form, können Verspannungen oder Schmerzen zum Teil weit in von der Problemursache entfernten Gebieten entstehen. Wie dagegen antrainiert werden kann, erfährst Du jetzt.
Die sogenannten anatomischen Zuglinien (1) erlauben uns ökonomische Bewegungen und sind für Haltung, Statik, Stabilität und Flexibilität verantwortlich. Doch sie benötigen Unterstützung durch ein gut funktionierendes Fasziensystem. Faszien sollten dabei sowohl stabil als auch elastisch sein wie auch gut gleiten können. Verlieren unsere Faszien an Elastizität und sind nicht mehr in der Lage dazu, optimal zu gleiten, kann dies nachteilige Folgen haben. Mögliche Problematiken sind dann Schmerzen in den Gelenken, im Schulter-Nacken-Bereich, im Rücken, im Bauch oder auch im Kopf.
Zuglinien
Um schmerzhafte Bewegungseinschränkungen zu vermeiden, die auf eine pathologische Veränderung im Fasziengewebe zurückzuführen sind, sollte nicht nur eine einzelne Körperpartie trainiert werden. Da Faszien über lange Zugbahnen wirken, lohnt es sich, jeweils die komplette Zugbahn miteinzubeziehen. Zu den wichtigsten Zugbahnen zählen:
Die oberflächliche Rückenlinie
Sie zieht von den Zehengrundgelenken über die Fußsohle, über die Rückseite der unteren Extremitäten, über das Gesäß und den Rücken bis zu den Augenbrauen. Die oberflächliche Rückenlinie streckt den Oberkörper nach oben sowie nach hinten und ist somit für die aufrechte Haltung wichtig.
Die oberflächliche Frontallinie
Sie verläuft auf der gesamten vorderen Körperoberfläche von den Zehen über das Becken bis hoch zum Kopf. Die oberflächliche Frontallinie wirkt als Gegenspieler zur oberflächlichen Rückenlinie. Sie ist unter anderem an der Beugung des Oberkörpers beteiligt.
Die zwei Laterallinien
Sie fixieren den Rumpf sowie die Beine und sorgen somit für ein Gleichgewicht zwischen der vorderen und hinteren Zuglinie. Beide Linien sind an Seitwärtsbewegungen beteiligt und verhindern zu starke Rotationen sowie zu starke Neigungen des Körpers. Ihr Verlauf reicht jeweils von den Außenseiten der Füße über die Außenseiten der unteren Extremitäten und den Seiten des Rumpfes bis unter den Schultern hindurch zum Kopf.
Die Spirallinien
Sie verläufen von beiden Schädelseiten zu den zwei sich gegenüberliegenden Schulterhälften, dann weiter über den Brustkorb und kreuzen sich auf Höhe des Bauchnabels. Im Bereich der Hüften kehren die Zuglinien auf die Ursprungsseite zurück und verlaufen auf der vorderen Außenseite der Beine bis zur Innenseite der Füße. Die Aufgabe der Spirallinie besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen den Ebenen herzustellen und Rotationsbewegungen zu ermöglichen.
Potenzielle Fazienschädiger
Bewegungsdefizit
Wie der gesamte Körper, so benötigen unsere Faszien ausreichend Bewegung, um ihrer Funktion nachkommen zu können. Bewegungsmangel führt zu Veränderungen innerhalb der Faszien – die Elastizität, Stabilität sowie Gleitfähigkeit des Fasziengewebes werden negativ beeinflusst. Diese krankhaften Veränderungen bemerken beispielsweise Personen mit überwiegend sitzender Tätigkeit in Form von Schulter-, Nacken-, Rücken- oder Kopfschmerzen.
Bewegungsüberlastung
Auch ein Zuviel an Bewegung kann unter anderem zu strukturellen Schäden an den kollagenen Faszienfasern führen. Es droht die Gefahr, dass die Faszien verkleben (Verlust von Flexibilität und Zugkraft) und sie somit nicht mehr optimal gleiten können. Dies wiederum hat eine eingeschränkte Mobilität zur Folge, die sich auf unser allgemeines (Bewegungs-)Empfinden auswirkt. Oft kommt es auch zu schmerzhaften Reaktionen, die sich weit entfernt von der ursächlichen Verklebung manifestieren. Bekannte Beispiele für körperliche Überbelastungen, die mit einer Verletzung des Fasziengewebes einhergehen, sind der Tennis- oder Golferellbogen und der Fersensporn.
Stress
Neben einem Zuviel als auch einem Mangel an körperlicher Aktivität, führt auch Stress zu einer negativen Veränderung im Fasziengewebe. Psychische respektive emotionale Anspannungen begünstigen die Versteifung von Faszienstrukturen. Fühlen wir uns gestresst, produziert unser Körper bestimmte Hormone, die dafür sorgen, dass sich die Faszien verspannen, ohne dass die Muskeln hierfür aktiv werden müssen. Mit anderen Worten: Auch ohne Muskelarbeit stehen die Faszien unter Spannung und das nur, weil wir uns in einer Stresssituation befinden. Sobald der Stress nachlässt, entspannen sich die Faszien auch wieder. Problematisch wird es, sobald der Stress zu lange anhält beziehungsweise chronisch ist oder wird. Chronisch anhaltender Stress bedingt nämlich einen nicht unerheblichen Verlust an Flexibilität des Fasziengewebes.
Flüssigkeitsmangel
Auch der Flüssigkeitshaushalt nimmt Einfluss auf unsere Faszien. Eine zu geringe Wasseraufnahme führt zu einem niedrigen Flüssigkeitsanteil im Körper und darunter leidet unser gesamtes Bindegewebe. Durch zu wenig Flüssigkeit beziehungsweise einen reduzierten Wasseraustausch durch zu wenig Flüssigkeit verkleben und verhärten sich die Faszien. Die Bewegungen innerhalb der Gelenke werden erschwert und damit schmerzhafter.
Schmerzübertragungen
Faszien stehen auch mit den Organen in Verbindung. Sind sie verhärtet, drohen nicht nur oberflächliche sondern auch organische Beschwerden. Der Einfluss gilt im Übrigen auch in umgekehrter Richtung. So kann beispielsweise eine entzündete Leber über die Faszienzüge zu einer Absenkung der rechten Schulter führen. Dies führt zu einer veränderten Haltung im Stehen und Sitzen, was unter Umständen Kopfschmerzen verursacht, die ohne eine entzündete Leber allein nicht auftreten würden. Des Weiteren können Nervenenden, die durch verhärtete, verklebte und/oder auch verfilzte Faszien verlaufen, mechanisch gereizt werden und daraufhin Schmerzen generieren.
Abhilfe durch Bewegungsübungen
Zwar verändert sich das Fasziengewebe auch bei einem regelmäßigen Training; dies jedoch nur langsam. Dafür sind jedoch die trainingsbedingten Anpassungen langanhaltend. Mit gezielten Bewegungsübungen können somit negative Effekte vermieden werden. Generell wird bei jeder Aktivität beziehungsweise bei jeglichem Übungsprogramm das Bindegewebe mittrainiert. Es besteht aber auch die Möglichkeit, im Training den Fokus oder zumindest den Schwerpunkt auf die Faszien zu legen. Je nachdem, was man macht (Trainingsübung) und vor allem wie man es macht (Dosis: Intensität, Umfang, Bewegungsgeschwindigkeit), können unterschiedliche Anpassungsreaktionen im Körper ausgelöst werden.Um Faszien zu lösen und geschmeidig zu halten, ist auf vier Punkte zu achten:
Trainingsübungen für die Faszien: ein- bis dreimal pro Woche
Dauer: circa 15 Minuten und mehr
Weiche federnde Dehnungsübungen ausführen
Bevorzugte Trainingsform: Myofasziale Selbstmassage (jeweils der gesamten Zugbahn)
Quelle: shape UP
Bildquelle: Baranq / shutterstock.com
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